Kündigungen bei Number26: Warum viele Kunden ihr Konto verloren

number26 kündigt kunden

Der Kreditkarten- und Kontoanbieter Number26 hat in den vergangenen Monaten mehr als 160.000 Kunden gewonnen. Auch bei den Lesern von Kreditkarte.org zählt das Angebot zu den beliebtesten Produkten, da es innovativ und gleichzeitig fast gebührenfrei ist. Der letzte Punkt sorgt jetzt für Ärger und beschert hunderten Number26-Kunden eine Kündigung. In diesem Artikel erfahren Sie alle Details und Hintergründe zu den Kündigungen.

In der ersten Juni Woche 2016 haben einige hundert Kunden, es wird von etwa 500 Personen ausgegangen, eine ordentliche Kündigung erhalten. Die Kündigungen erfolgten ohne Vorankündigung und haben bei Verbrauchern für Unverständnis gesorgt, was in einem Shitstorm bei Facebook, Twitter & Co endete.

Warum kündigt Number26 seinen Kunden?

Zunächst tappten Kunden im dunklen, denn im Kündigungsschreiben wird kein Grund für die Auflösung der Geschäftsbeziehung genannt. Es wird lediglich auf Paragraphen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Number26 (§ 8.3) und der Bank hinter dem Angebot (Wirecard Bank, § 19.1) verwiesen. Dort heißt es etwa: „[…] kann NUMBER26 das Vertragsverhältnis zu Ihnen […] jederzeit unter Einhaltung einer angemessenen Kündigungsfrist kündigen“.

Als angemessene Frist sieht Number26 einen Zeitraum von 2 Monaten an. So können betroffene Kunden ihr Konto noch bis zum 01.08.2016 nutzen, danach wird die Bankverbindung aufgehoben und mögliche Zahlungseingänge werden an den Auftraggeber zurückgesendet.

Am Wochenende hat sich Number26 mit einer öffentlichen Stellungnahme dem steigenden Druck der Kunden gebeugt und nannte Gründe für die Kündigungen. Im Schreiben werden zwei mögliche Ursachen für die Kündigungen genannt:

  1. „[…] der Verdacht auf missbräuchliche Verwendung des Produkts oder Geldwäsche“
  2. „[…] Kunden, die ihr Number26 Konto außer für sehr häufige Bargeldabhebungen nur wenig verwendet haben“

Währen der erste Grund nur auf die allerwenigsten Kunden zutreffen wird, wurde der zweite Punkt bereits vor der Stellungnahme vermutet und scheint auf einen Großteil der betroffenen Kunden zuzutreffen. Number26 spricht von Kunden, die monatlich etwa 15 Bargeldabhebungen vorgenommen haben, teilweise sollen sogar mehr als 30 Abhebungen stattgefunden haben.

Weshalb sind Bargeldabhebungen ein Problem?

Bereits im April versuchte Number26 Kunden im Rahmen ihrer „No-Cash Challenge“ für mehr Kartenzahlungen und weniger Bargeldabhebungen zu motivieren. Denn allgemein stellt das Abheben von Bargeld kein Problem dar, vielmehr sorgt das eigene Geschäftsmodell von Number26 für die derzeitige, kritische Situation. Seit dem Start in 2015 wirbt das Berliner Fintech Unternehmen um neue Kunden, wobei oft die Gebührenfreiheit des Angebots in den Vordergrund gestellt wird. Eben diese Gebührenfreit bietet Number26 nur wenige Einnahmequellen und lässt das Unternehmen nur dann Geld verdienen, wenn…

  • Kunden einen Dispokredit beantragen und hierfür Zinsen zahlen
  • Kunden bargeldlos per Kreditkarte zahlen; Number26 erhält einen geringen Anteil des Kartenumsatzes

Den wenigen Einnahmequellen von Number26 stehen bei intensiver Nutzung hohe Kosten gegenüber, selbst spricht das Unternehmen von 1,50€ bis 2,00€ pro Bargeldabhebung. Hebt ein Kunde 15 Mal pro Monat Bargeld ab, entstehen Number26 Kosten von mehr als 22€. Mit jeder weiteren Abhebung steigen die Kosten, während die Einnahmen unverändert gering bleiben. Intensivnutzer sind dem Startup damit ein Dorn im Auge.

Was können Kunden jetzt tun?

Falls Sie von der Kündigung betroffen sind, können Sie Ihren Fall bei Number26 individuelle prüfen lassen – Für Anfragen soll die E-Mail-Adresse questions@number26.de genutzt werden. Eine Aufhebung der Kündigung ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich.

Sinnvoll ist es Ausschau nach einem alternativen Konto zu halten. Seit vielen Jahren zählt das DKB Cash Konto zu den beliebtesten Produkten untern den Direktbanken. Auch das Konto der Consorsbank überzeugt viele Verbraucher. Beide Anbieter bieten ein gebührenfreies Girokonto und eine Kreditkarte, mit der zumindest in Euro-Ländern kostenlos Bargeld abgehoben werden kann.

Wer noch keine Kündigung erhalten hat, kann das Konto unverändert weiternutzen. Allerdings hat Number26 angekündigt eine Fair-Use-Policy zu erarbeiten, in den Rahmenbedingungen für die Nutzung von Konto und Karte dargestellt werden sollen – dann sind auch für die Zukunft weitere Kündigungen nicht ausgeschlossen.